Das Cauda Equina Syndrom beim Hund
Das Cauda-Equina-Syndrom ist eine schmerzhafte Erkrankung, die besonders ältere Hunde betrifft und ihre Lebensqualität stark einschränken kann. Betroffene Hunde zeigen oft Schwierigkeiten beim Aufstehen, Lahmheit oder ein schleppendes Gangbild – erste Anzeichen, die Hundehalter ernst nehmen sollten.
In diesem Beitrag erfährst Du, was genau hinter dem Cauda-Equina-Syndrom steckt, welche Symptome typisch sind und wie moderne Therapieansätze – wie etwa gezielte Hundephysiotherapie – helfen können, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit Deines Hundes deutlich zu verbessern.
Was ist das Cauda equina Syndrom?
Dieser Schmerz entsteht meistens am Übergang vom letzten Lendenwirbel zum Kreuzbein. Beide Knochen sind oben an den Wirbelgelenken mit Bändern verbunden. Diese können degenerieren und sich dehnen, so dass die Verbindung instabil wird. Als Folge drückt die Bandscheibe gegen die einzelnen Nerven im Wirbelkanal. Da diese oben durch das knöcherne Wirbeldach bedeckt sind, können sie dem Druck von unten nicht ausweichen und werden gequetscht.
📌 Was ist die Cauda Equina?
Die „Cauda Equina“ (lateinisch für „Pferdeschweif“) bezeichnet die Ansammlung von Nervenwurzeln, die am Ende des Rückenmarks im Lendenbereich aus dem Wirbelkanal austreten. Diese Nerven sind für die Steuerung von Hinterbeinen, Rute, Harn- und Kotabsatz zuständig.
Kommt es zu einer Einengung in diesem Bereich – z. B. durch Bandscheibenvorfälle, degenerative Veränderungen oder Verengungen des Wirbelkanals – spricht man vom Cauda Equina Syndrom.
Ursachen für das Cauda equina Syndrom
Die Ursachen für das Cauda-equina-Syndrom sind vielfältig. Neben Bandscheibenvorfällen, Stenosen (Einengungen am Knochenaustritt eines Nervs, die dann auf den Nerv drücken), Fehlbildungen, Luxationen und Entzündungen können u.a. auch Frakturen infolge eines Unfalls zum gleichen Erscheinungsbild führen.
Die häufigste Ursache ist jedoch die sogenannte degenerative lumbosakrale Stenose, kurz DLSS. Hierbei kann gleichzeitig ein Bandscheibenvorfall im Bereich L7/S1 auftreten, eine Weichteilschwellung, eine Knochenneubildung an den Facettengelenken, eine Spondylose sowie eine Instabilität am Übergang der Lendenwirbelsäule zum ersten Schwanzwirbel.
In der Folge kommt es zu einer Einengung des Wirbelkanals im Bereich der Lendenwirbel L7 und S1, mit der Folge einer Entzündung die natürlich mit Schmerzen einhergeht. Durch Druck auf das Rückenmark und die abgehenden Nerven entstehen Lahmheitssymptome, so dass auch die Durchblutung vermindert sein kann.
Welche Symptome zeigt mein Hund beim Cauda equina Syndrom?
- Die Hunde werden langsamer und laufen nicht mehr so gern. Erste Symptome werden häufig als Alterserscheinungen interpretiert.
- Im Bereich der Lendenwirbelsäule reagiert der Hund mit Schmerzen auf Berührungen.
- Die Hautreflexe sind gesteigert.
- Die Hinterbeine werden nicht mehr genügend angehoben und nach vorne geführt.
- Die Krallen schleifen dadurch über den Boden, auch das Treppensteigen fällt dem Hund besonders schwer.
- An der Krallenspitze tritt eine verstärkte Abnutzung auf.
- Das Aufstehen und Laufen fällt dem Hund schwer, er winselt und hechelt dabei.
- Sprünge lösen starke Schmerzen aus.
- Um die Schmerzen zu beseitigen, nagt der Hund an seinem Schwanz.
Im fortgeschrittenen Stadium: Ausfälle der Bewegung der Hinterbeine, Ausfälle der Reflexe, Kot- und Urininkontinenz, Verstärken der Lähmungen an den Hinterbeinen und Rute.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Neben der Gabe entzündungshemmender und schmerzstillender Medikamente ist eine konsequente Bewegungseinschränkung einzuhalten. In schweren Fällen ist – je nach Ausgestaltung der Erkrankung – durch einen entsprechenden operativen Eingriff der Druck auf die Nervenwurzeln zu beseitigen.
Die Physiotherapie für Hunde bietet beim Cauda equina Syndrom ebenfalls sehr gute Möglichkeiten, um die Behandlung zu begleiten und den Heilungsverlauf zu unterstützen. Im Mittelpunkt der physiotherapeutischen Behandlung stehen die Schmerzbekämpfung, der Aufbau atrophierter Muskulatur, die Lösung verspannter Muskelbereiche und die Wiederherstellung der Bewegungsabläufe. Dies erreichen wir durch Auswahl geeigneter Behandlungsmethoden, die deinem Hund helfen:
- Massagen
- Lockerungsübungen
- Isometrische Übungen (beispielsweise Cavaletti)
- Aktive und passive Bewegungsübungen
- Magnetfeldtherapie
- Wärmetherapie, Kältetherapie
Häufig ist in vielen Fällen eine Gewichtsreduktion anzuraten, da durch Übergewicht Muskeln und Sehnen überlastet werden und somit einen Heilungserfolg verzögern.
Fazit zum Cauda equina Syndrom beim Hund:
Das Cauda-equina-Syndrom ist eine ernstzunehmende, aber gut behandelbare Erkrankung, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Mit gezielter tierärztlicher Betreuung, Physiotherapie und viel Geduld kann vielen Hunden ein aktives und schmerzfreies Leben ermöglicht werden.
Wenn dein Hund erste Anzeichen zeigt, zögere nicht, tierärztlichen Rat einzuholen – je früher die Diagnose, desto besser die Chancen auf Linderung!
FAQ – Häufige Fragen zum Cauda equina Syndrom beim Hund
Kann das Cauda equina Syndrom Inkontinenz verursachen?
Ja, beim Cauda-equina-Syndrom beim Hund kann Inkontinenz auftreten. Die Erkrankung kann durch die Kompression der Nervenwurzeln im unteren Rückenbereich zu einer Beeinträchtigung der Blasenfunktion führen, was zu Harninkontinenz führen kann. Inkontinenz entsteht, weil die Nerven, die die Blase und den Darm steuern, durch die Druckbelastung geschädigt werden.
Welche Rolle spielt die Physiotherapie bei der Behandlung des Cauda Equina-Syndroms bei Hunden?
Die Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung des Cauda Equina-Syndroms beim Hund. Durch gezielte Übungen und Massagen kann die Physiotherapie dazu beitragen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu erhöhen und die Durchblutung zu verbessern.
Welche isometrischen Übungen helfen beim Cauda eqiona Syndrom beim Hund?
Die Ausgansposition: Dein Hund steht auf einem rutschfesten Untergrund und Du kniest hinter Deinem Hund.
1. Übung: Lege Deine Hände seitlich auf die Oberschenkel des Hundes. Übe jetzt mit Deiner rechten Hand leichten Druck aus, als wolltest du den Hund nach links schieben. Halte diese Position für 5 Sekunden. Bitte nicht nachfedern oder den Druck erhöhen! Dein Hund spannt jetzt die Muskeln an und hält gegen deinen Druck. Er sollte dabei so dagegenhalten, dass er in der bisherigen Position stehen bleibt. Gibt er nach, indem er zur Seite steigt, war der Druck zu groß.
Anschliessend ist die andere Seite dran. Führe die Übung insgesamt 3 mal pro Seite durch.
2. Übung: Lege die Hände an die Vorderseite der Oberschenkel oberhalb des Knies. Übe auch hier wieder für 5 Sekunden Druck aus. Wiederhole die Übung 2 weitere Male.
3. Übung: Lege die Hand auf den unteren Rücken des Hundes und übe leicht Druck nach unten aus. Auch jetzt sollte Dein Hund stehenbleiben und sich nicht hinsetzen. Aber Achtung bei frisch operierten Hunden oder Vierbeinern, die Schmerzen in diesem Bereich haben. Im Zweifelsfall lässt Du die Übung weg. Führe auch diese Übung insgesamt 3 mal durch.
Noch ein Tipp: Bitte verzichte unbedingt auf Übungen, die mit Springen, instabiler Haltung, Krafttraining und ruckartigen Bewegungen zu tun haben, bsw. langes Lauftraining (Joggen oder am Rad), Bergauf- oder Bergab-Training oder reine Hinter- oder Vorderbeinübungen mit starker Gewichtsverlagerung.
Tägliche Bewegung ist bei Hunden mit Cauda Equina enorm wichtig. Diese sollte aber mehrere kurze Bewegungseinheiten am Tag umfassen. Nur ein sanftes, schonendes Training sorgt dafür, dass die Muskulatur stark genug bleibt, um Schonhaltungen und dauerhaften Fehlhaltungen sowie dem Druck auf die Nervenstränge entgegenzuwirken.
Gute Besserung für Deinen Hund wünscht Dir Sabrina!
